Mordgeschichte
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Die Bluttat zu Dorn
mal anders erzählt:
„Dieses unser Gummersbach war ehedem wegen seines sich dort aufhaltenden Raubgesindels in sehr üblen Rufe, wenn daher ein Reisender, der von hier gebürtig war, in eine benachbarte Gegend kam, so durfte er fast seinen Geburtsort nicht nennen, wenn er anders ein Logis bekommen wollte; und wenn ein Fremder diesen Ort passieren mußte, so that ers nie allein, sondern iedes mal in Gesellschaft mit andern oder in Begleitung eines Boten.
Den ersten Grund zu diesem üblen Ruf Gummersbachs legte mitfolgende wahre Geschichte. Nahe bey Rönsahl liegt ein eintzelnes Gut, der Dorn genannt. Hier wohnte 1630 ein begüterter Mann, Nahmens Hans auf dem Dorn. Gewohnt war dieser Mann früh aufzustehen und an seine Arbeit zu gehen. An einem Sonntage Morgens der bemeldten Jahrs giengen die kirchleute bey diesem Hause vorbey, sahen die Thür verschlossen und hörten das Vieh im Stalle schreyen. Sie vermutheten aber noch nichts arges, sondern giengen vorüber zur Kirche, ob sie sich gleich darüber wunderten, daß Hans diesen Morgen so lange schlief. Nach geendigtem Gottesdienst giengen die Leute wieder bey diesem Haus vorbey und sahen die Thür noch verschlossen, so wie auch das Vieh noch am Lärmen war. Jetzt kam ihnen die Sache verdächtig vor. Sie wagten es daher die Hausthür aufzusprengen und wie dies geschehen, so öffneten sie die Stubenthür uns siehe da, Hans lag da in seinem Blute und ihm war der Hals abgeschnitten- Ein paar von ihnen liefen darauf gleich nach Roensahl zurück und zeigten das dem dort wohnenden Richter an. Dieser kam gleich mit verschiedenen Leuten, worunter auch ein churfürtstl. Brandengurgischer Reuter war, dorthin. Man durchsuchte hierauf das Haus und konnte die andern Hausleute nicht finden ausser dem Hirteniungen, der sich im Kuhstall verkrochen hatte, und nun, wie er die Leute hörte, hervorkam. Endlich kam man an die Kellerthür, so wie diese geöffnet wurde, sah man einen kleinen Hund im Keller. Der Richter befahl gleich den Hund nicht herauszulassen, welches auch befolgt wurde. Bey dem Hunde fand man nun auch im Keller Hansens seine Frau, knecht und Magd ermordet liegen. - Durch den Hund hoffte man nun auf die Spur, wohin die Mörder gegangen, zu kommen und es gerieth auch. Auf Anstehen des Richters und gegen eine gute Belohnung erbot sich der Reuter dem Hunde nachzureiten. Er holte von Roensahl sein Pferd und wie er wieder vor des ermordeten Hans sein Haus gekommen, so ließ man den Hund los. Dieser suchte gleich die Spur seines Herrn, fand sie und lief ihr nach und der Reuter ritt hinter ihm drein. Sie kamen zusammen bis nach Gummersbach im sogenannten Baumhofe oben auf dem kleinen Ufer, von welchem der kleine Fußpfad nach der Rospe dichte vorbeygeht, wo eine Frau auf ihrer Hausthür gelehnt stand. (Es war ein kleines Haus und hat an dem Ort gestanden, wo nachher immer die Familie Jonas gewohnt hat) Sobald die Frau den Hund kommen sah, öffnete sie ihm die Thür, und Frau und Hund freuten sich, daß sie wieder bey einander waren. Dies sah der Reuter aber er ließ sich nichts mercken, sondern stieg an einem andern Hause ab, tranck sein Glas Brandtwein und wie er das gethan so ritt er gleich wieder nach Roensahl und raportierte, was er gesehen und gehört hatte. Auf geschehene Requisition wurde darauf die folgende Nacht das Haus umringt und 3 Kerls gefangen gefangen genommen, worunter 2 Brüder Sanoi genannt (verte litteras, func invenies nomen verum)* waren. Diese wurden darauf nach gehörig geschehener Untersuchung und gefälltem Urtheil auf dem Dorn vor dem Hause der Hans an 3 verschiedene Eichbäume aufgeknüpft, so wie auch daselbst ein großer Stein, in Form eines Leichensteins aufgerichtet wurde, worauf das Jahr und datum wann die Mordthat geschehen, angezeichnet ist. Dieser Stein blieb zum ewigen Andencken vor dem Hause stehen, bis vor 10 Jahren, wo der Besitzer des Guts eine neue Scheune bauen ließ und denselben in die Scheune in eine Mauer aufrecht setzen ließ, so daß man die Inschrift noch immer lesen kann.
*lat. Drehe die Buchstaben, dann wirst du den richtigen Namen finden (d.h. Sanoi = Jonas)“
Diese Geschichte wurde in den Jahren zwischen 1805 und 1819 niedergeschrieben und dem Buch entnommen:
„Beschreibung der Kirchspiele Gummersbach, Lieberhausen, Gimborn und Müllenbach sowie des Klosters Marienheyde
von Johann Friedrich Frantz von Steinen
Nach dem Urtext durchgesehen und herausgegeben vom Föderverein Schloß Homburg e.V.“
Im Vorwort dieses Buches erfahren wir über den Autoren Johann Friedrich Frantz von Steinen, der 1758 als Sohn eines Arztes in Unna geboren wurde, als Pfarrer in Gummersbach tätig war. Er sammelte zahlreiche historische Dokumente und wertete das Archiv im Schloss Gimborn aus. So entstand u.a. das Werk mit den Beschreibungen der o.g. Kirchspielen.
Der Großvater des Johann Friedrich Frantz von Steinen war der bedeutende Johann Dietrich von Steinen (1699 – 1759), der das heute noch genutzte wichtige Quellenwerk „Westphälische Geschichte“ verfasste.
Anmerkung zur Rechtschreibung:
In dem vorliegenden Text wurde die originale Orthographie des Autos Johann Friedrich Frantz von Steinen grundsätzlich beibehalten. Zum Beispiel steht anstelle unseres heutigen „j“ der Buchstabe „i“.
Das besagte Steinkreuz befindet sich an der Hauswand des Hauses Dorn Nr.1, ehemals Speckenbach, jetzt Brigitte (geb. Speckenbach) und Rüdiger Potthoff. Es ist neben der Eingangstüre in 2,5 m Höhe eingemauert und hat die Maße von ca. 95 cm in der Höhe und 86 cm in der Breite.
Die Inschrift bedeuted:
Anno den 25. Februar 1606 ist der ehrbare Hans zum Dorn in seinem Haus mit seinen zwei Söhnen Meus und Peter, seiner Schwiegertochter und zwei Dienstmägden erbärmlich ermordet (worden).
Die Inschrift des Kreuzes aus Sandstein ist noch gut lesbar, allerdings zeigen sich auch erste Verwitterungserscheinungen, die es
notwendig machen, konservierende Maßnahmen zu ergreifen, um den Fortbestand des unter Denkmalsschutz stehenden Objektes zu erhalten.
Das geteilte Bauerngut Dorn gehört zur Gemarkung Rönsahl und liegt unterhalb von Benninghausen. Auf der Höhe, wo die Grenzen von Rönsahl, Kierspe und Marienheide zusammenstoßen, stand bis zum Jahr 1907 die sogenannte „Galgenbuche“, die einem Brand zum Opfer fiel. Heute steht dort ein neuer Baum. Auch heißt die dortige Parzelle „Bei der Galgenbuche“.
Das Speckenbachsche Haus wurde zu Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut und das Steinkreuz in der Hauswand eingemauert.
Quellen: www.suehnekreuz.de
Rummelkarte von 1802/03
Über den Hof Dorn, seine Geschichte und seine Bewohner wird noch berichtet.
Regina Marcus, im Februar 2012