Erfolgreiche Entwicklung im 19.Jahrhundert
Schon früh erlangte das hiesige Pulver durch seine hohe Qualität eine so große Nachfrage, daß der überwiegende Teil der Produktion exportiert wurde. Rege Geschäftsbeziehungen bestanden mit Kölner Handelshäusern.
In einer vollständigen Übersicht aller Pulvermühlen in Westdeutschland aus den Jahren um 1800 konzentrieren sich die Hälfte der dort aufgelisteten Werke in unserem heimischen Raum. Es befanden sich damals an der Wupper zwischen Marienheide und Klaswipper 8 Pulvermühlen, 7 davon gehörten Angehörigen der Cramer-Familie und eine einem Kruse aufm Singern, jetzt Marienheide, im Lingese-Tal die Ballenbrücker Mühle des Johann Caspar Anton Cramer, an der Rönsahl zwei Mühlen von Johann Cramer aus der Pulverbecke und an der Kerspe drei Mühlen, davon eine Cramer-Mühle und zwei den Familien Heuser und Voswinkel gehörend.
Nach der Napoleonischen Herrschaft brachte die nun aufstrebende Industrie und der damit verbundene große Bedarf an Rohstoffen eine ständig steigende Nachfrage an Sprengpulver im Bergbau und in den Steinbrüchen. Neue Märkte in Übersee konnten erschlossen werden. Die immer populärer werdenden Schützenvereine brachten große Nachfrage nach Scheibenpulver. In einer Aufstellung aus dem Jahre 1824 werden die in den heimischen Pulvermühlen produzierten Pulversorten aufgeführt. Danach wurde hauptsächlich Scheibenpulver hergestellt, in geringeren Mengen wurde Sprengpulver, Jagd- und Militärpulver produziert.
In der gleichen Aufstellung wird auch über die in dem beschriebenen Zeitraum explodierten Mühlen berichtet. Demnach „sprang" die Pulvermühle in der Becke im Winter 1823/24 und in Crummenohl explodierten 1822 und 1823 zwei nahe beieinanderliegende Werke der Wittwe Joh. Hermann Cramer.

„Das märkische und bergische Schießpulver ist das beste, was es überhaupt giebt. Die Hauptfabrikation ist hier seit langen Jahren in den Händen sehr achtbarer und wohl- habender Familien gewesen, die es sich zur Ehre rechneten, den Ruf ihres Fabricats auf gleicher Höhe zu erhalten, und dabei den
größeren ephemeren Gewinn dem kleinern dauernden nachzusetzen."
So schrieb 1931 ein Professor Egen über das in unserem Gebiet produzierten Schießpulver.
Aber um weiter erfolgreich auf dem Markt die Spitzenposition zu erhalten, bedurfte es stetiger Weiterentwicklung. Billigere oder auch bessere Ware war gefragt. Durch den Krimkrieg (1853 bis 1856) wurde die Einfuhr von Salpeter aus Indien unterbrochen. Man fand neue, deutlich preiswertere Einkaufsmöglichkeiten von Natronsalpeter aus Chile, der jedoch erst in für die Pulverherstellung brauchbaren Kalisalpeter umgewandelt werden musste. Diese Hürde tat aber dem Erfolg der Pulvermühlenbesitzer keinen Abbruch.
Durch Einheirat mit den Rönsahler Cramer`s kam mit der traditionsreichen Pulverfamilie Buchholz aus Lennep neues Blut hinzu. Carl Friedrich Buchholz, der seine Lehrzeit in den Cramerschen Pulvermühlen absolviert hatte, trat 1826 als Teilhaber in die nun neu benannte Firma Cramer & Buchholz ein. Da die die beiden Mitinhaber Gottlieb und Carl Th. Cramer keine Nachkommen hinterließen, wurde Carl Friedrich Buchholz Alleininhaber. Durch seine Heirat mit der Tochter des Ballenbrügger Pulverfabrikanten Jacob Cramer erhielt er dessen Pulvermühlen im Erbgange noch dazu.
Die Pulverfabrikation der Cramer & Buchholz`schen Firma spezialisierte sich neben Spreng- und Scheibenpulver auf das Jagdpulver, welches unter dem Markennamen „Diana" weltbekannt wurde. Die übrigen Pulverfabrikanten hatten sich derweil zu der „Rönsahler Pulverfabrik AG" zusammengeschlossen und produzierten u.a. Kanonenpulver. In Rönsahl war zu Versuchszwecken ein Geschütz stationiert, mit welchem im Beisein von Offizieren die Pulversorten ausprobiert wurden. Dies war wegen unvermeidbarer Querschläger nicht ungefährlich.
Die Pulverindustrie wurde ein so einträgliches Gewerbe, dass die Pulverfabrikanten mehr Steuern zu entrichten hatten als alle anderen Bürger zusammen. So entwickelte sich die treffende Bezeichnung „Königreich Buchholz", allein zum Erbgut Krommenohl gehörten schon 3000 Morgen Land und die in dieser Zeit entstandenen prachtvollen Villen sprechen heute noch für sich. Zu festlichen Anlässen wehten an den Buchholz`schen Villen Fahnen in den Farben Schwarz-Gelb-Weiß. Diese Farben standen allein für die Farben des Pulvers: Schwarz für die Holzkohle, Gelb für den Schwefel und Weiß für Salpeter.
In den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden durch Firmenzusammenschlüsse, Neugründungen und Kartelle die Pulverindustrie umstrukturiert, um sich später auf dem aufblühenden Sprengstoffmarkt behaupten zu können.

Die „Rönsahler Pulverfabrik AG" schloss sich 1873 mit den Firmen August Wolff und Hesse & Behrmann in Walsrode unter dem neuen Namen:"Deutsche Pulverfabriken Actiengesellschaft zu Rönsahl und Walsrode" zusammen, um „den Anforderungen der Gegenwart entsprechend, in bedeutend erweitertem Umfange" gerecht zu werden und fortgeführt werden zu können.
Ebenfalls im Jahre 1873 kaufte die Fa. Cramer & Buchholz, die nun im Generationswechsel von Carl Friedrich Buchholz`s Söhnen Eugen und Carl August weitergeführt wurde, die Pulverfabrik von I. Hampe Nachf. in Rübeland/Harz. Neben der schon 1870 von der Fa. Cramer & Buchholz gegründeten Klüppelberger Volksbank beteiligten sich die Gebrüder Buchholz nun an Unternehmen, die zu Hauptabnehmern ihrer Produkte zu werden versprachen. So auch die Bergisch-Märkische Steinindustrie AG Köln, die 1887 gegründet wurde und in deren Steinbrüchen das Pulver der Gebr. Buchholz zum Einsatz kam. Auch ihrem Zweigbetrieb in Rübeland kam die Gründung der Rübeländer Kalkwerke Buchholz & Märtens zugute.
In ihrer Heimat errichteten die Brüder eine chemische Fabrik in Egerpohl und eine Düngerfabrik in Gogarten.

Das Gut Crommenohl
Rechts das repräsentative Wohnhaus,
links 3 Gebäude in denen produziert wurde.
Da diese Gebäude so nah beim Wohnhaus stehen, wurde hier sicher kein Pulver produziert.
Der hohe Schornstein könnte auf einen Retorten-Meiler zur Herstellung von Holzkohle hinweisen