Zur Geschichte der Pulvermühle zur Becke bei Rönsahl
Herr Karl-Felix Engelmann, wohnhaft in der Becke, hat die folgenden Daten und Informationen zusammengestellt. Einen großen Teil dieser Ausführungen verdanken wir den Nachforschungen von Josef Moddemann (+), dem unvergessenen Heimatforscher.

Wir beginnen mit Johann Cramer, der 1639 als Sohn von Hans Cramer in Dörscheln geboren wurde. Johann heiratete 1660 die Engel Wolter, Tochter von dem ersten Rönsahler Pulvermacher Wolter, im Kirchenbuch als Ingenieur aus dem „Hannöverschen" erwähnt.
Von seinem Schwiegervater erlernt Johann das Pulverhandwerk. Johanns erste Frau stirbt schon früh und so heiratet er 1680 die Anna Margaretha Schrage, die Tochters des Rönsahler Pfarrers. Aus dieser Ehe geht der Dietrich Wilhelm Cramer (geb. 1685) hervor, der wiederum von seinem Vater das Pulvermachen erlernt.
Dietrich Wilhelm heiratet 1720 die in 3. Ehe die Margarete Meyenborn, Tochter vom Viehweger Gut zu Bürhausen (heute Hof Clever). 1722 wird Dietrich Wilhelm Eigentümer des Viehweger Gutes und läßt den Hof Becke (heute Engelmann) und die dortige Pulvermühle bauen.
Als eines von vielen Kindern wird 1732 der Sohn Johannes Cramer geboren, der später das Pulverhandwerk in der Becke weiter betreibt und Hoferbe wird. Ein Bruder von Johannes, der Johann Hermann Cramer wird auch Pulvermacher und erwirbt das Anwesen in Crommenohl.
Johannes heiratet seine Cousine Maria Catharina Cramer von der Ballenbrügge, das Paar bekommt 7 Kinder.
Eine Tochter, die Anna Magdalena, heiratet 1794 den Johann Jagenberg, der die Pulverproduktion in der Becke weiter betreibt. Drei Söhne gingen aus der Ehe hervor.
Becke um 1860. Links mit Schornstein: Knochenmühle, die frühere Pulvermühle lag unterhalb. Nach den Pulver- mühlen wurde der Ort früher die Pulver-Becke genannt.
Schon 1799 stirbt Johann Jagenberg auf einer Geschäftsreise in Paris. Seine Witwe führt die Pulvermühle weiter, wie lange, ist nicht bekannt.
(Anmerkung: Aus dem Bericht von Hans Kurt Wirth:"Die Pulverindustrie um Rönsahl" erfahren wir, dass die Mühle in der Becke im Winter 1823/24 explodierte)
Im Jahre 1836 schließlich verkaufen zwei Söhne des Johann Jagenberg das Gut zur Becke an Johann Peter Vormann von der Lingese.
1851 baut Vormann eine Ölmühle mit Knochenstampfe in der Becke.
Durch Einheirat wird später der Gemeindevorsteher Emil Wirth Besitzer der Becke. Zeitweise befand sich darum das Standesamt von Rönsahl hier. Auch betrieb Emil Wirth die Knochenmühle und eine Sägemühle in der Becke.
Aus dieser Zeit stammt auch die eiserne Wetterfahne, die Emil Wirth für die Becke bauen ließ. Diese prächtige Schmiedearbeit hat die Form eines Pferdes und auf der Fahne befinden sich die Initialen E. W. und die Jahreszahl 1879. Sie befindet sich heute im Besitz von Karl-Felix Engelmann, der nun das von Dietrich Wilhelm Cramer im Jahre 1722 erbaute Haus bewohnt.
Dieses prachtvolle Haus ist weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.
Herr Engelmann würde es sehr begrüßen, wenn die Becke ihren früheren Namen „Pulverbecke", den sie in der Zeit der Pulverproduktion trug, aber im Laufe der Zeit verloren hatte, wieder erhalten könnte. Schließlich habe hier die Rönsahler Pulverindustrie ihren Anfang genommen.
Anmerkung: Dieser Bericht wurde im Herbst 2007 geschrieben. Herr Engelmann ist mittlerweile verstorben. Leider hat sich sein Wunsch, dem Hof Becke den ursprünglichen Namen „Pulverbecke" zukommen zu lassen, bisher nicht erfüllt.