Roensahl, Marcus, Geschichte, Mühlenecho, Pulvermühlen, Buchholz, Rönsahl, Schwarzpulver, Dynamitfabrik, Märchenwald

Salpeter, Schwefel und Holzkohle = Schwarzpulver
Die Erfindung dieses für die Menschheit so wichtigen (im negativen, aber auch im positiven Sinne) Stoffes wird dem Mönch Berthold Schwarz zugeschrieben. Erste schriftliche Zeugnisse über schießpulverartige Mischungen hinterließen der Kölner Gelehrte Albertus Magnus, gestorben 1280 und der zur gleichen Zeit lebende Roger Bacon. Aus dem 14. Jahrhundert stammen Stadtrechnungen über den Kauf von Rohstoffen, die man zur Pulverherstellung benötigt. Ein Schriftstück aus München aus der Zeit um 1400 beschreibt detaillierter die Zusammensetzung von Schießpulver, darin benötigt die Herstellung von „gewöhnlichem" Pulver 4 Pfund Salpeter und je 2 Pfund Schwefel und Kohle. „Starkes" Pulver enthielt mehr Schwefel und noch weitere Zusätze, deren explosive Wirkung im Gemisch nach heutigen Kenntnissen eher zweifelhaft war. Jedenfalls war die Pulverherstellung eine geheimnisvolle Sache, da die Pulvermacher ihre Kenntnisse über die Zusammensetzung nicht verraten durften.
Zweifellos war aber die Güte des Schießpulvers abhängig von der Reinheit der Rohstoffe. Schon die Gewinnung von Salpeter erforderte besondere Sorgfalt. Salpeter war ein landwirtschaftliches Ausfällprodukt, welches sich als Kristalle an Mauern und Wänden von Misthaufen und Viehställen absetzte. Da die im heimischen Raum gewonnene Menge bald nicht mehr ausreichte, importierte man schon im 15. Jahrhundert Salpeter aus Ostindien über Amsterdam. In Köln entwickelte sich ein bedeutender Großhandel. Auch der benötigte Schwefel wurde importiert, er kam über Venedig aus Sizilien. Die dritte Zutat konnte man vor Ort gewinnen: die Holzkohle. Allerdings erforderte die Herstellung von Schießpulver Kohle von besonders feinfaserigem, leichten Holz, welches sich zu feinem Staub zermahlen ließ.
Empfohlen war Linden- oder Pappelholz, auch Weide wurde verwandt, die hiesigen Pulvermacher aber mischten ihr Schwarzpulver aus dem verkohlten Holz des Faulbaumes. Dieser Faulbaum (Frangula alnus) aus der Gattung der Kreuzdorngewächse, ein bis zu 3 Meter hoch werdender Strauch, wächst noch heute in den feuchten Wäldern unserer Talgründe.
Zur Herstellung der Schießpulvers mußten die drei Zutaten fein zerkleinert und gemischt werden. Dies geschah durch Stampfen oder Mahlen. Anfänglich wurde mühsam mit großen Mörsern gestampft. Durch kriegerische Unruhen und die Verbreitung von Feuerwaffen steigerte sich der Bedarf im 15. Jahrhundert enorm. Das bisher in Handarbeit in nur begrenzter Menge und in mehr oder weniger guter Qualität hergestellte Pulver genügte nun den Ansprüchen nicht mehr. Das änderte sich, als man lernte, die Wasserkraft für die Pulverproduktion zu nutzen und so wurde um 1430 eine der ersten Pulvermühlen am Strunderbache in Mülheim von dem Kölner Pulvermacher Johann vom Doyme in Betrieb genommen. Nun wurden die Bestandteile mittels Wasserrad-angetriebenen Stampfen zerkleinert und gemischt. Somit war es möglich, eine weit größere Menge zu produzieren.
Dies aber steigerte auch die Gefahr der Explosion, die auch bei größter Vorsicht nicht auszuschließen war. Also wurden die Pulvermühlen zum Schutz der Bevölkerung aus den Städten verbannt.
Um in der aufkeimenden Pulverindustrie den Pulvermüllern dadurch keine Nachteile entstehen zu lassen, wurden diese durch besondere Vorzüge wie Grundstücksschenkungen angeworben, in das noch dünn besiedelte Bergische Land umzusiedeln. Hier boten sich mit ausgedehnten Wäldern und wasserreichen Bachläufen ideale Bedingungen für den Betrieb von Pulvermühlen, die nun ständig zahlreicher wurden. Es entstanden Pulvermühlen an der Dhünn, in Hückeswagen, im mittleren Wuppertal....
Daß sich die Pulverindustrie immer weiter nach Osten verlagerte, hatte aber auch religiöse Gründe. So kamen viele obdach- und heimatlos gewordene Protestanten nach Wipperfürth, nachdem 1615 die aufstrebende Stadt Mülheim am Rhein durch Herzog Wolfgang Wilhelm von Jülich-Berg zerstört wurde, nachdem dieser zum Katholizismus übergetreten war. Diese Neubürger kamen durch Anlegen von Tuchwebereien, Hammerwerken und Pulvermühlen bald zu Wohlstand, was den Neid der katholischen Urbevölkerung förderte und schließlich 1622 in einer blutigen Schlacht eskalierte, bei der zahlreiche Protestanten ums Leben kamen. Vielen gelang die Flucht in das bergisch-märkische Grenzgebiet, wo sie Zuflucht fanden bei der evangelischen Bevölkerung.
Wirth schreibt: „Es liegt die Vermutung nahe, daß diese Zuwanderer es waren, welche die ersten Pulvermühlen, die fast gleichzeitig im märkischen Grenzraume zwischen Rönsahl und Breckerfeld in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden, angelegt haben. Auch die Tatsache, daß der Name „Wolter" des ersten urkundlich erwähnten Rönsahler Pulvermachers im Untersuchungsraum nicht heimisch war, bestärkt die obige Annahme."

Donnerkraut:

Im Mittelalter fiel das Pulver unter den Sammelbegriff „Kraut". Zum Unterschied von anderen „Kräutern" war das Schießpulver unter der Bezeichnung"donrecruyd" bekannt, oft wird aber auch nur die Benennung „cruyd(t)" gebraucht, besonders wenn ein Mißverständnis ausgeschlossen ist.

Holzkohle brennt
Salpeter liefert den Sauerstoff
Schwefel erleichtert die Zündung