Vom Heilwasser aus dem Servatiusbrunnen
berichtet uns die Anekdote von „Heusers Jann“:
Der Rönsahler Kaufmann Johann Leopold Heuser, der 1767 in Rönsahl als Sohn des Pfarrers Johann Peter Heuser geboren wurde, ging im Jahre 1788 nach Südafrika, um in Kapstadt eine Überseehandlung zu betreiben. Nach 25 Jahren kehrte er, zusammen mit seiner Frau und den beiden in Kapstadt geborenen Söhnen nach Rönsahl zurück, um hier das elterliche Erbe zu verwalten. Großes Aufsehen erregte er dadurch, dass er einen vierzehnjährigen verwaisten Hottentottenknaben mitbrachte. Dieser als gänzlich schwarz bezeichnete Junge wurde „Jann“ gerufen und war noch nicht getauft. Dieses holte man am 1. August 1813 nach und dieses Ereignis ließ dermaßen viele Menschen zur Servatiuskirche zusammenströmen, dass diese nicht groß genug war, um die Menschenmenge aufzunehmen.
Heusers Jann blieb in der vornehmen Familie als Diener und erntete als solcher Anerkennung und Wohlgesonnenheit, hatte er doch gute Manieren und konnte gewandt deutsch sprechen. Ja, er brachte sogar der Familie Heuser selbst Hochachtung, so wie die Gummersbacherin Juilie Thiel, geb. König berichtete. Ihr Vater war mit Johann Leopold Heuser befreundet und sie schrieb: „Dieser Mohr, Heusers Jean genannt, imponierte mir immer sehr, und wenn er entweder mit seiner Herrschaft oder auch von dieser in irgend einem Auftrag gesandt in unser Haus kam, so hatte ich das Gefühl, als wenn seine Schwärze auch auf uns einigen Glanz würfe. Denn auch das schien mir doch keine Kleinigkeit, mit einer Familie zu verkehren, die einen Mohr zum Diener hatte.“
Nun die Anekdote:
„Heusers Jann hatte am Schwelmer Brunnen (=Servatiusbrunnen, Anm. d. V.) Heilwasser geholt. Als er Rönsahl erreichte, stolperte er, dabei zerschellte die Flasche mit dem kostbaren Nass. Unter Tränen berichtete er Johann Leopold Heuser sein Missgeschick, der ihn damit tröstete, er solle eine neue Flasche nehmen und Wasser aus dem Rönsahler Bach schöpfen, denn dasselbe sei so gut wie das des Schwelmer Brunnens und werde die gleiche Wirkung haben.“
gefunden in „Der Märker“ 16. Jg, 1967 Heft 7: Erinnerungen an den Rönsahler Kaufmann Johann Leopold Heuser
Die Anekdote, so wie sie im Dorf erzählt wird:
„Heusers Jann sollte jeden Tag am Servatiusbrunnen eine Flasche mit Heilwasser holen. Im Hause Heuser wunderte man sich nach einiger Zeit darüber, dass Jann immer so schnell wieder zurückkam. Herr Heuser kam dann bald dahinter, dass Jann nicht den weiten Weg zum Brunnen ging, sondern im Dorf an der Brücke die Flasche mit Bachwasser füllte. Jann hatte nämlich beobachtet, dass das Wasser aus dem Servatiusbrunnen in den Rönsahl-Bach floss und daraus gefolgert, dass das Bachwasser im Dorf ja dann auch heilwasserhaltig sei und damit den gleichen Zweck erfüllen könne.“
Gar nicht dumm, der Junge.
Nun dürfen Sie, liebe Leser, entscheiden, welche Version Ihnen besser gefällt.