Vom Donnerkraut zum Dynamit
Die Anfänge in Rönsahl
Das erste schriftliche Zeugnis über die aufblühende Pulverindustrie im Rönsahler Raum ist ein Eintrag im Rönsahler Kirchenrechnungsbuch zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges: „Ao. 1620 Pfingstdiensttags hat Geörg zu Harhausen geliebert ad VI Thlr. Pulver". Dieser Geörg zu Harhausen wird im gleichen Buch an späterer Stelle „Geörgen zu Harhausen der Pulvermacher" und 1643 „Georg Pulvermacher" genannt.
Jener soll nach Hans Kurt Wirth der als „Meister Jörgen Wolter zu Harhausen" benannte Pulvermacher gewesen sein, der in der Ballenbrügge im Lingesetal (versunken in der Lingesetalsperre) eine Pulvermühle angelegt hatte. Bei ihm erlernte sein aus Dörscheln gebürtiger Schwiegersohn Johann Cramer das Pulverhandwerk. Johann Cramer stammte aus einem der ältesten Geschlechter in der Rönsahler Kirchengemeinde und war somit der Erste aus der von nun an erfolgreichen Pulverfabrikantenfamilie Cramer.
Die große Nachfrage nach Schießpulver im 30jährigen Krieg und die einsetzende Nutzung von Schwarzpulver im aufblühenden Bergbau nach Kriegsende begünstigten die wirtschaftliche Lage der Pulvermühlen. Schon bald kam es zum Bau einer zweiten Pulvermühle.
1680 wurden die beiden Mühlen erstmals urkundlich erwähnt. Anlässlich einer Vorschusszahlung mussten die Eigentümer aller Hämmer, Schmieden und Mühlen bestimmte Beträge entrichten. Jeweils 20 Reichstaler hatten die Pulvermühlen „zu Ballenbrügge" und die Pulvermühle „beym Dorffe" zu zahlen. (Anmerkung: Den Standort der Pulvermühle „beym Dorffe" vermutet man in Krommenohl, dort wo jetzt das Wohnhaus Böckelt steht.)
Im Lingesetal konnten die Erweiterungsvorhaben der Pulvermacher zunächst nicht verwirklicht werden.
Johann Cramers Sohn Dietrich Wilhelm baute um 1720 die erste Pulvermühle in der Becke. Und schon 1723 pachtete er vom Kloster Marienheide ein Grundstück an der Wipper unterhalb Gogarten, um dort eine Pulvermühle zu errichten. Das Gründstück war zwar auf märkischem Boden, aber als Pacht mußten vier Reichstaler per 80 Albus gezahlt werden und „dann auch zu des Klosters Gottestracht nach Belieben etwas Pulver geben solle".
In einer Auflistung märkischer Mühlen wurde auch eine Pulvermühle an der Kerspe in der Nähe des Dorfes Kierspe erwähnt, welche dem Johann Wilhelm Kuhbier gehörte. Diese hatte nicht lange Bestand. Rönsahl aber wurde schon im Jahre 1736 gelobt:"wegen des guten Pulvers, so allhier häufig gemachet wird, sehr berühmt".
1824 werden die in den heimischen Pulvermühlen produzierten Pulversorten aufgeführt. Danach wurde hauptsächlich Scheibenpulver hergestellt, in geringeren Mengen wurde Sprengpulver, Jagd- und Militärpulver produziert.
In der gleichen Aufstellung wird auch über die in dem beschriebenen Zeitraum explodierten Mühlen berichtet. Demnach „sprang" die Pulvermühle in der Becke im Winter 1823/24 und in Crummenohl explodierten 1822 und 1823 zwei nahe beieinanderliegende Werke der Wittwe Joh. Hermann Cramer.
Schon früh erlangte das hiesige Pulver durch seine hohe Qualität eine so große Nachfrage, daß der überwiegende Teil der Produktion exportiert wurde. Rege Geschäftsbeziehungen bestanden mit Kölner Handelshäusern.
In einer vollständigen Übersicht aller Pulvermühlen in Westdeutschland aus den Jahren um 1800 konzentrieren sich die Hälfte der dort aufgelisteten Werke in unserem heimischen Raum.
Es befanden sich damals an der Wupper zwischen Marienheide und Klaswipper 8 Pulvermühlen, 7 davon gehörten Angehörigen der Cramer-Familie und eine einem Kruse aufm Singern, jetzt Marienheide, im Lingese-Tal die Ballenbrücker Mühle des Johann Caspar Anton Cramer, an der Rönsahl zwei Mühlen von Johann Cramer aus der Pulverbecke und an der Kerspe drei Mühlen, davon eine Cramer-Mühle und zwei den Familien Heuser und Voswinkel gehörend.

Nach der Napoleonischen Herrschaft brachte die nun aufstrebende Industrie und der damit verbundene große Bedarf an Rohstoffen eine ständig steigende Nachfrage an Sprengpulver im Bergbau und in den Steinbrüchen. Neue Märkte in Übersee konnten erschlossen werden. Die immer populärer werdenden Schützenvereine brachten große Nachfrage nach Scheibenpulver.


In einer Aufstellung aus dem Jahre 1824 werden die in den heimischen Pulvermühlen produzierten Pulversorten aufgeführt. Danach wurde hauptsächlich Scheibenpulver hergestellt, in geringeren Mengen wurde Sprengpulver, Jagd- und Militärpulver produziert.

In der gleichen Aufstellung wird auch über die in dem beschriebenen Zeitraum explodierten Mühlen berichtet. Demnach „sprang" die Pulvermühle in der Becke im Winter 1823/24 und in Crummenohl explodierten 1822 und 1823 zwei nahe beieinanderliegende Werke der Wittwe Joh. Hermann Cramer.