Die Historie der Mühle
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach,
klipp, klapp.
Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach,
klipp, klapp.
Er mahlet das Korn zu dem täglichen Brot,
und haben wir dieses, so hat´s keine Not,
klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!

Flink laufen die Räder und drehen den Stein,
klipp, klapp.
Sie mahlen den Weizen zu Mehl uns so fein,
klipp, klapp.
Der Bäcker dann Zwieback und Kuchen daraus bäckt,
der immer den Kindern besonders gut schmeckt.
Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!

Wenn reichliche Körner das Ackerfeld trägt,
klipp, klapp,
die Mühle dann flink ihre Räder bewegt,
klipp, klapp.
Und schenkt uns Himmel nur immer das Brot,
so sind wir zufrieden und leiden nicht Not.
Klipp, klapp, klipp, klapp, klipp, klapp!
Wer kennt es noch, dieses alte Kinderlied? Vielleicht noch einige. Aber welches Kind würde seinen Inhalt überhaupt noch verstehen, könnte sich was darunter vorstellen, wenn darin heißt: „Flink laufen die Räder und drehen den Stein"? In der heutigen Zeit, wo das Mehl, sauber in Ein-kg-Tüten verpackt, im Regal des Lebensmittelmarktes steht und das Brot aus der Fabrik kommt, hört keiner mehr das „Klipp, klapp".

Nur wer sich auf den Weg macht und mit seinen Kindern oder Enkeln ein Freilichtmuseum, z.B. in Lindlar oder Hagen, besucht oder am Tag des offenen Denkmals z.B. zur Heesfelder Mühle fährt, kann einen Eindruck davon bekommen, wie es früher mal war, als das Wasserrad lief, die Mahlsteine sich drehten und das Beutelwerk (= Rüttelwerk) „klipp, klapp" machte. Und vielleicht kann man sich dann vorstellen, daß die Arbeit des Müllers nicht nur daraus bestand, oben Körner reinzuschütten und unten den Mehlsack zuzubinden. Sondern dass sich hinter seiner Arbeit sehr vielseitige handwerkliche Tätigkeit verbarg, ja sogar „Knochenarbeit". So erforderte das „Nachschleifen" der Mahlsteine, also das Einschlagen der Rillen, schwere Steinmetzarbeit mit Hammer und Meissel.

Neben den Arbeiten in der Mühle, wie dem Sortieren und Transportieren der Getreide- und Mehlsäcke, dem Instandhalten der Rüttel- und Siebvorrichtungen und des Mahlgetriebes mit der Transmission, der Pflege und dem Bedienen der Mahlwerke und Beaufsichtigen der Mahlvorgänge waren auch Aussenarbeiten erforderlich.
Um einen bedarfsgerechten Lauf des Wasserrades zu gewährleisten, mussten Mühlenteich und Obergraben gepflegt und die Wasserhaltung kontrolliert werden. Je nach Hoch- oder Niedrigwasser wurden die Wehre bedient.

So war der Beruf des Müllers mit vielfältigen Arbeiten verbunden, zumal er nebenbei, so wie in unserer Mühle, auch noch Kleinbauer und Bäcker war.
Entlohnt wurde der Müller durch die Molter. Diese war der 32. Teil des gemahlenen Gutes, den der Müller für sich einbehalten durfte. In einem alten Zeitungsbericht heißt es: „Wenn auch die Bauern,
die mahlen liessen, nicht immer der guten Meinung des Müllers waren, so herrschte doch stets ein gutes Einvernehmen zwischen ihnen. Eine goldene Lebensregel gab der alte Müller dem jungen Anfänger mit: „Sei ehrlich, aber wenn du nicht mehr weißt, ob du schon gemultert hast, dann multere noch einmal". Und scherzhaft meinten oft die Bauern, wenn ihnen der „Püngel" zu klein erschien, „hiäste tweimool gemultert?". Ein schöner Spruch ist uns noch erhalten geblieben, den einstens oft ein Rönsahler Bäcker dem Müller ins Gedächtnis rief: „Müller, mahl und multere recht, Gott ist Herr und du bist Knecht". Aber auch dieser Spruch ist nur humoristisch aufzufassen, denn aus der Tatsache, dass nie Rönsahler Müller Millionär wurde, ist unbedingt zu schliessen, dass er nie zweimal „gemultert" hat."
Viele Menschen haben im Laufe der Jahrhunderte in der Rönsahler Mühle gelebt und gearbeitet. Von 1706 ist uns der Müller Johannesen im Grunde überliefert. „Im Grund" war die Bezeichnung für den Hof, der dort stand, wo sich jetzt des Gebäude Am Stade 3 mit unserem Getränkemarkt befindet. Zu dem Hof gehörte auch das Mühlengebäude. 1748 waren die Besitzer Peter und Johann Möller im Grunde, 1772 dann Johann Wilhelm Möller. Um 1890 hatte ein Peters, Verwandschaft der Peters in Dörscheln, die Mühle erworben und um 1901 das angrenzende Wohnhaus erbaut. Doch schon bald darauf verkaufte er das Anwesen an Robert Haase, der die Mühle bis 1920 an einen Herrn Schmitz vermietete. Ja und im Mai 1920 erwarb der Müller Fritz Marcus die Mühle mit dem Wohnhaus.
Regina Marcus

Quellen: Zeitungsbericht im Nachlass Gogarten, Informationen von Helmut Bremecker, Buch „Die Geschichte des Handwerks" von Edition XXL